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Fund des Monats

Die Bandbreite des materiellen Bergbauerbes in den Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) ist immens. Im Forschungsprojekt „montan.dok 21“ wird die Geschichte der Musealen Sammlungen des montan.dok weiter aufbereitet, Bestände werden erfasst und analysiert. Dabei gibt es auch den ein oder anderen „Fund des Monats“, den wir Ihnen hier präsentieren.

Konrad Grebe und der Kohlenhobel

Der Kohlenhobel revolutionierte die Gewinnung (nicht nur) im deutschen Steinkohlenbergbau. Wie die Einführung der Schüttelrutsche seit 1906 oder die des Abbauhammers in den 1920er-Jahren stellt seine Entwicklung eine entscheidende Basisinnovation für die weitere Mechanisierung und schließlich Automatisierung im deutschen Steinkohlenbergbau dar. Als Erfinder des Kohlenhobels gilt Vielen Konrad Grebe (1907-1972), jedoch zeigt gerade auch die Geschichte des Kohlenhobels einmal mehr, dass technische Innovationen selten allein dem einen genialen Erfinder zu verdanken, sondern vielmehr das Ergebnis eines längeren Entwicklungsprozesses mit vielen Beteiligten sind.

Bergetappe

Fahrräder aus „Carbon“ haben sich spätestens seit den 2000er-Jahren durchgesetzt. Eine viel längere und abwechslungsreiche Geschichte haben Fahrräder aber im „Karbon“. Passend zur Straßenradsport- und Paracycling-Weltmeisterschaft 2024 in Zürich werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Formen und Funktionen von Fahrrädern im Bergbau.

Ein Schaufelradbagger und Bauxit-Bergbau in der Karibik

Einen Schlossermeister aus Wuppertal verschlägt es Anfang der 1960er-Jahre in die damalige Kolonie British Guiana, an die Nordküste Südamerikas, um dort im Bauxit-Tagebau zu arbeiten. Seine persönliche Geschichte wie auch seine im Montanhistorischen Dokumentationszentrum (montan.dok) des Deutschen Bergbau-Museums Bochum überlieferten Fotografien und Maschinenmodelle weisen auf die globalen Dimensionen des Bergbaus hin. „Bergbau ist nicht eines Mannes Sache allein“, heißt es – aber genauso wenig eines Landes allein.

Nach China …

Die Suche nach Rohstoffen war eine wesentliche Triebkraft in dem „globalen Prozeß der europäischen Expansion über den Erdball, der seit dem 15. Jahrhundert in Gang gekommen war“ (Wolfgang Mommsen in Hinz/Lind 1998, S. 208) und im so genannten langen 19. Jahrhundert in das Zeitalter von Kolonialismus und Imperialismus mündete. Auch das Deutsche Kaiserreich ging 1884 zu einer aktiven Kolonialpolitik über. Neben innenpolitischen Gründen spielten hierbei auch wirtschaftliche Motive und nicht zuletzt die teils euphorischen Hoffnungen auf Gewinne durch die Ausbeutung von Rohstoffvorkommen eine Rolle. Seit den 1890er-Jahren verband sich mit der imperialistischen Expansion des Deutschen Reichs eine massive Aufrüstung. Ein Satz des Staatssekretärs des Auswärtigen Amts und späteren Reichskanzlers Bernhard von Bülow (1849-1929) in der Reichstagsdebatte zum ersten Flottengesetz am 6. Dezember 1897 steht bis heute für diese Politik: „Mit einem Worte: wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“ (Verhandlungen, S. 60).

Entfernungsmessung unter Tage: Der elektrooptische Distanzmesser Eldi 2 Mining

Elektrooptische Entfernungsmesser revolutionierten in den frühen 1970er-Jahren das Vermessungswesen. In Kombination mit herkömmlichen Winkelmessinstrumenten ermöglichten sie eine schnelle und genaue geodätische Vermessung. Die neuen Instrumente fanden bald Eingang in den Bergbau und verdrängten nicht zuletzt die unter Tage bis dahin üblichen Messleinen und Messketten. Inzwischen ist die Entfernungsmessung mit Licht längst alltagstauglich, und die schweren und unhandlichen Geräte aus der Anfangszeit finden sich in miniaturisierter Form heute in jedem Fotoapparat und jeder Handykamera.

Klopotek & Co. Personalstammkarten der Ewald-Kohle AG

Wie viele Menschen im 19. und 20. Jahrhundert insgesamt im Ruhrbergbau gearbeitet haben, lässt sich heute nicht mehr ermitteln – ihre Zahl geht aber in die Millionen. Sieht man von den Angehörigen der höheren und teils auch der mittleren Führungseliten – Vorstandsmitgliedern, Bergwerksdirektoren oder teilweise auch leitenden technischen Angestellten – ab, so bleibt die Masse der einfachen Bergleute in der Regel anonym. Gleichwohl haben auch sie Spuren in den archivalischen Überlieferungen hinterlassen, Spuren allerdings, die oftmals recht aufwendig gesucht und gefunden werden wollen.

Achtung! Küchenpolizei!

Wirsing, Salzkartoffeln, Fettsauce und Wurst. Kohlrabi mit Rindfleisch, Salzkartoffeln und Fettsauce. Jägerkohl mit Rindfleisch, Salzkartoffeln und Fettsauce. Nudeln mit Gulasch. Bohnen mit Rindfleisch, Salzkartoffeln und Fettsauce. Wirsing mit Rindfleisch, Salzkartoffeln und Fettsauce. Erbsen mit Speck. Was sich liest, wie das Food-Festival der Fettsaucen-Fans, ist der Wochenspeiseplan einer Bergwerksküche aus dem Jahr 1948. Überliefert ist der Speiseplan durch die Aufzeichnungen von Rolf Glitz, der in den Nachkriegsjahren als Inspekteur für Bergwerksküchen im Auftrag der Alliierten im Ruhrgebiet unterwegs war.

Ein Bergbauunternehmer auf Reisen: Fotoalben und Urlaubsfotografien von Bergwerksdirektor Wilhelm Kesten

Es gibt viele Gründe, warum Menschen in privaten Kontexten, wie Urlaubsreisen, fotografieren, so zur „persönlichen Erinnerung, der biographischen Selbstvergewisserung und der familiären Selbstdarstellung“ (Pagenstecher, Tourismus, S. 274). Diese Beweggründe spiegeln sich oft auch im Umgang mit den entwickelten Fotos und ihren Verwendungszwecken wider, sind aber für Außenstehende meist nicht direkt nachzuvollziehen. Im Kontext der Visual History versuchen Historiker:innen Entwicklungslinien in den Motiven, Verwendungszwecke und den Umgang mit der privaten (Urlaubs-)Fotografie nachzuzeichnen.

Kunst, Kultur und Kontexte – Freizeitkunst als Sachzeugen der ‚neuen Kulturbewegung‘ im Ruhrgebiet der 1950er-Jahre

Im Laufe der fast hundertjährigen Sammlungsgeschichte des heutigen Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) ist einiges zusammengetragen worden. Nicht immer ist für die Sammlungsmitarbeitenden nachvollziehbar, warum das ein oder andere Objekt in die Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) aufgenommen wurde; insbesondere dann, wenn der Bergbaubezug nicht auf der Hand liegt. So verhält es sich auch mit einem wuchtigen Album mit 70 Druckgrafiken, die vorrangig idyllische Szenen aus dem Emsland und dem Ruhrgebiet sowie Milieudarstellungen zeigen. Erst die Kontextualisierung des Albums bringt Licht ins Dunkel und lässt das anfänglich deplatziert wirkende Objekt zu einem Sachzeugen der Kulturpolitik im Ruhrgebiet der 1950er-Jahre werden.