Direkt zum Inhalt
Title

Fund des Monats

Die Bandbreite des materiellen Bergbauerbes in den Musealen Sammlungen des Montanhistorischen Dokumentationszentrums (montan.dok) ist immens. Im Forschungsprojekt „montan.dok 21“ wird die Geschichte der Musealen Sammlungen des montan.dok weiter aufbereitet, Bestände werden erfasst und analysiert. Dabei gibt es auch den ein oder anderen „Fund des Monats“, den wir Ihnen hier präsentieren.

Innovationen der Bergbautechnik: Der Meridianweiser

Mit der Industrialisierung hielten rasante technische Entwicklungen Einzug. Sie brachten in der Folgezeit erhöhte Ansprüche an Technik und Forschung mit sich, die auch im Bergbau von großer Bedeutung waren. Innovationen waren gefragt – nicht nur in Bezug auf Fördermengen, Maschinen oder Grubensicherheit. Auch im Bereich des so genannten Markscheidewesens, also den Vermessungstätigkeiten, lassen sich Meilensteine in der technischen Entwicklung aufzeigen.

Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Die Sammlung historischer Modelle im Deutschen-Bergbau-Museum Bochum

Die fortschreitende Digitalisierung hat auch vor dem Museumswesen keinen Halt gemacht. Was heute häufig am Rechner geschieht, war früher reine Handarbeit: der Modellbau. Viele moderne Ausstellungen integrieren die digitalen Möglichkeiten der Vermittlung in ihre Rundgänge. Seltener als früher findet man den klassischen Modellbau, der dazu dient, Funktionsweisen zu erklären, zu veranschaulichen oder Entwicklungen darzustellen.

„Gewollt habe ich jedenfalls das Beste“ – Ein Roman als Aushängeschild für den Bergbau?

Für ihre Recherche zu „Jan Ellerbusch. Ein Jugendschicksal aus dem Kohlenrevier“ scheute die Kinderbuchautorin Anna Dorothea Geiger-Hof keine Mühen. Mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges machte sie sich 1943 unter anderem auf der Zeche Zollverein ein Bild von der Arbeitswelt unter Tage. Außerdem besuchte sie in dieser Zeit erstmals das damalige Bergbau-Museum Bochum. Zum Dank für die Unterstützung ihrer Arbeit schickte sie dem seinerzeit amtierenden Museumsdirektor nach Veröffentlichung des Werkes ein Belegexemplar. Den gewünschten Anklang fand die Hommage an die Bergleute jedoch nicht.

Halt! Stopp! Ein Schlag für die Sicherheit

„Juppchen wollte die Hand heben und winken, zum letzten Mal, lebe wohl… – – Da im selben Augenblick fiel etwas unendlich Schweres herab und traf ihn mitten in das erhobene Gesicht. Wie ein nasser Sack klatschte er breit hin und erhob sich nicht wieder. […] Der Grubenarzt, der Juppchen den Totenschein ausschrieb, setzte trocken hinzu: er wurde von einem in den Schacht herabfallenden Pferdekopf erschlagen“ (Zech, Pferdejuppchen, S. 39).

Eine Welt, die anzieht und schockiert: Eine Gräfin unter Tage

Elisabeth Karoline Mary Margarete Veronika Gräfin von der Schulenburg, besser bekannt als Tisa von der Schulenburg, führte für eine Adelige ein unkonventionelles Leben. In der Welt der Reichen und Schönen fühlte sie sich isoliert, weshalb sie nach ihrem Kunststudium begann, auf Berliner Arbeitsämtern der 1930er-Jahre die „wirkliche Welt“ – wie sie es formulierte – kennenzulernen. Eine zufällige Begegnung führte sie 1936 nach Durham. Dort entdeckte sie ihre Faszination für den Bergbau, die sie bis zu ihrem Lebensende nicht mehr losließ.

Es geht bunt zu: Eine sächsische Bergparade im Deutschen Bergbau-Museum Bochum

3,5 m lang. 80 Figuren. Alle handgeschnitzt und koloriert. Die Bergparade des Düsseldorfer Bildhauers Max Kresse gehört in den Musealen Sammlungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) zu den ältesten Auftragswerken im Bereich der bildenden Kunst. In der Dauerausstellung erstmalig zu sehen war die Parade 1937. Der Zweite Weltkrieg ging nicht spurlos an ihr vorüber, doch gelang es einem Modellbauer am Haus, die in Mitleidenschaft gezogenen Figuren so aufzuarbeiten, dass die Parade auch heute noch als zentrales Objekt im Rundgang „Kunst. Ideal und Wirklichkeit“ zu sehen ist.

Segensreiche „Bomben“: Rettungskörbe im Bergbau

Seit vielen Jahren kommt es bei Führungen durch das Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) bei den Besuchenden zu „Aha-Effekten“. Kurz vor dem Betreten der Bereiche, in denen der moderne Steinkohlenbergbau mittels Walzenschrämlader und Schildausbau hautnah zu erleben ist, stoßen sie in einer Strecke auf ein Objekt, das in seiner Form tatsächlich stark an eine Bombe erinnert. Der Zweck und die Gründe für die Entwicklung hatten jedoch rein gar nichts mit zerstörerischer Absicht gemein, ganz im Gegenteil ging es dabei um die Rettung von Bergleuten aus ansonsten ausweglosen Situationen.

Braunkohlenbriketts als historische Zeugnisse

Dass Geschichte prägen kann, ist unbestritten. Ob man Geschichte aber auch aus einer Prägung lesen kann? Ein Versuch wäre es wert mit Hilfe von vier Braunkohlenbriketts aus den Musealen Sammlungen des montan.dok. Hergestellt wurden sie von der Rheinbraun AG (heute: RWE Power AG) in den 1990er-Jahren und kamen in den Jahren ihrer Entstehung in die Musealen Sammlungen des montan.dok. Aktuell sind sie in der Jubiläumsausstellung „UNSER LAND. 75 Jahre Nordrhein-Westfalen“ vom 27. August 2021 bis 23. Mai 2022 in Düsseldorf zu sehen.

Die Zukunft des Bergbaus: Steuerpult der Grubenwarte der Zeche Sophia Jacoba von 1967

Zu Beginn der 1980er-Jahre hielt in Deutschland „Kollege Computer“ Einzug auch in der Arbeitswelt des Bergbaus. Die Vorgeschichte dieser von Mechanisierung und Rationalisierung geprägten Entwicklung spiegelt unter anderem die Einrichtung zentraler Grubenwarten über Tage, wie die auf der Zeche Sophia Jacoba in Hückelhoven 1967. Anlagen dieser Art erleichterten nicht nur die Kommunikation unter Tage, sondern ermöglichten bald auch eine direkte Kontrolle und Steuerung von Betriebsabläufen, was bis heute den modernen Bergbau weltweit prägt.

„Seinem hochverdienten Geschäftsführer Doctor Natorp zur Erinnerung an 25jährige Thätigkeit“

In eigentlich jedem Archiv oder jeder musealen Sammlung gibt es besondere Stücke, die immer wieder oder besonders gerne zur Hand genommen und vorgezeigt werden. Weil sie historisch oder monetär besonders wertvoll sind, weil sich mit ihnen eine besondere Geschichte verbindet, weil sie repräsentativ für die Bestände bzw. Sammlungen sind oder weil sie aufgrund ihrer materiellen Qualität und ihrer auratischen Kraft in ganz besonderer Weise Einblicke in längst vergangene Zeiten vermitteln können.