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Fund des Monats: Der Grubenflitzer

Die Angestellten der Post benutzen es seit Langem und auch bei der Polizei findet es zunehmend Verbreitung – das Dienstrad. Warum sollte man sich also nicht auch unter Tage mit einem Drahtesel fortbewegen? Im Jahr 1954 brachte die Scharf GmbH aus Hamm mit dem „Grubenflitzer“ ihr erstes Grubenfahrrad auf den Markt. Ein Prospekt des Originals sowie Fotos von Weiterentwicklungen aus der Maschinenfabrik haben sich in der „Sammlung Firmenprospekte“ erhalten.

Das Original aus den 1950er-Jahren

 

Als Hauptargument für das Grubenfahrrad wird in einem Werbeprospekt die Zeitersparnis genannt. Aufsichtspersonen, Schießmeister, Grubenschlosser und Elektriker können mit seiner Hilfe schneller an ihren Einsatzort gelangen. Zudem ist es zusammenklappbar und lässt sich bei einem Gewicht von 30 kg noch unter den Arm klemmen.

 

Das fünfsitzige Grubenfahrrad

 

Die Aufnahme mit dem fünfsitzigen Grubenfahrrad stammt aus dem Jahr 1983. Es war als Rettungsfahrzeug für den Streckenvortrieb konzipiert. Bei der Auffahrung von Strecken mit mehr als 5000 m war ein solches Fahrzeug vorgeschrieben. Es verfügte über zwei Pedalantriebe und eine Rücktrittbremse. Auf der Sitzbank konnten zusätzlich weitere drei Bergleute Platz nehmen.

 

Das Grubenfahrrad mit Krankentransportanhänger

 

Ein weiteres Foto aus den 1980er-Jahren zeigt ein speziell für niedrige Strecken gebautes Grubenfahrrad. Es verfügte ebenfalls über zwei Pedalantriebe und eine Rücktrittbremse. Bei diesem Modell waren die Sitze gepolstert und die Räder der Vorderachse über Federn gedämpft. Über der Vorderachse befindet sich ein Werkzeugkasten.

 

Das Grubenfahrrad in Stahlausführung

 

Dieses Gefährt bringt 60 kg auf die Waage. Im Produktportfolio finden sich neben der einsitzigen Version auch ein Fahrrad für zwei Personen und die Option für einen zusätzlichen Werkzeugkasten.

 

Die „Sammlung Firmenprospekte“ wird im Rahmen des Projekts „montan.dok 21“ erschlossen und der Forschung zur Verfügung gestellt. Grubenfahrräder kann man aber nicht nur in historischen Werbeprospekten finden, sondern auch im Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, wo die kurios anmutenden Transportmittel die Aufmerksamkeit der Besucher und Besucherinnen verlässlich auf sich ziehen.

 

02. September 2019 (Jens Brokfeld, M.A.)

 


Literatur

Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum/Bergbau-Archiv Bochum (BBA) FP 2127/1-2

 

Der Grubenflitzer. In: Bahnexpress. Magazin für Werkbahnfreunde 71, 1994, S. 194–199. (online: http://www.bahn-express.de/archiv/59075-01.htm (Stand 16.07.2019).