Das größte Modell der Welt
In einem Prospekt der Firma A. Schumann heißt es auf die Frage, „Wozu braucht man ein Modell?“, über die Produkte aus eigener Fertigung: „Solche Modelle vertreten Ihre Firma würdig!“ (montan.dok/BBA FP 4129/1). Als Einsatzbereiche werden Messen und Ausstellungen, die Arbeit des Reise-Ingenieurs und schließlich der Unterricht in Hochschulen genannt. Auch Museen gehören zu dem Kundenstamm der Firma, die sich auf die Fahnen schreibt, Modelle aus allen Gebieten der Technik in „naturgetreuer, bis in die Einzelheiten technisch korrekter und anerkannt vollendeter Ausführung“ herzustellen.
In der Zeitschrift „Verkaufspraxis“ wird das Modell in der Werbung besonders für Technik jenseits des Massenmarktes empfohlen. Das ist vor allem beim Verkauf von großen Maschinen und ganzen Industrieanlagen der Fall. Hier wirke, so heißt es in der Fachpublikation, die Demonstration am Modell überzeugend auch für Interessenten, die sich aufgrund hoher Investitionssummen die Kaufentscheidung nicht leichtmachen würden. Zudem würden die Modelle den Reisevertreter entlasten, der mit ihnen einen vollwertigen Ersatz für die Demonstration vor Ort an der Hand habe.
Das zu seiner Zeit „grösste Modell der Welt“ wurde 1928 von A. Schumann gebaut. Es handelt sich um ein Gaswerk im Maßstab 1:10 und löste mit einer Grundfläche von 1000 m² das bis dahin größte Modell mit einer Fläche von 650 m² ab. Letzteres wurde ebenfalls von der Modellbaufirma gefertigt und stellte die Rotterdamer Werften dar.
Auch das DBM ließ einige Modelle von der Düsseldorfer Firma anfertigen. Aus einem Briefwechsel von 1949 zwischen dem damaligen Museumsdirektor Dr.-Ing. Heinrich Winkelmann und Robert Schumann, dem Inhaber der Modellbaufirma, geht hervor, dass man in Bochum durchaus die „Präzisionsarbeit“ von A. Schumann zu schätzen wusste (vgl. auch im Folgenden montan.dok/BBA 112/1827). Im Vergleich zu anderen Anbietern führe das aber zu außerordentlich hohen Preisen, die für viele Zwecke in der Ausstellungsarbeit des Museums nicht gerechtfertigt seien. So würden Modelle ohnehin in der Museumswerkstatt entsprechend den eigenen Bedürfnissen nachbearbeitet. In Zeiten klammer Finanzmittel müsse man in solchen Fällen über Alternativen nachdenken. Robert Schumann versicherte dem Museumsdirektor darauf, dass man auch einfachere und weniger detaillierte Modelle zu günstigeren Preisen anbieten könne, wobei man trotzdem bewährte „Schumann-Qualität“ liefere. Man einigte sich schließlich darauf, die langjährigen Beziehungen aufrecht zu erhalten und die weitere Zusammenarbeit im persönlichen Gespräch zu erörtern. Tatsächlich baute die Firma in der Folgezeit noch einige Modelle für das Museum wie einen Rollkippwagen der Gutehoffnungshütte Oberhausen (030090171001).
Insgesamt befinden sich in den Musealen Sammlungen des DBM etwa 900 Modelle. Ein ausgewählter Teil dieser Modelle soll im Rahmen der nächsten Phase des Projekts „montan.dok 21“ genauer erschlossen und das Potential dieser Modelle für eine 3D-Digitalisierung ausgelotet werden. In Zukunft werden diese Erschließungsdaten der Forschung zur Verfügung stehen.
01. Februar 2020 (Jens Brokfeld, M.A.)
- Literatur
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum/Bergbau-Archiv Bochum (BBA) FP 2149/1 und 112/182
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum 030090171001