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Fund des Monats: Die Bergbau-Spezialwagen

Der Förderwagen ist auch nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet präsent. Statt Kohle zu transportieren, erinnert er heute aber zumeist als Blumenkübel im Vorgarten an die vergangene Epoche. Auch im aktiven Bergbau wurde freilich nicht jeder Wagen einer Grubenbahn zur Förderung des schwarzen Brennstoffs eingesetzt. Vom Personenwagen bis zur mobilen Toilette existierte hier ein Vehikel für beinahe jedes Bedürfnis.

Personenwagen

 

Für den Weg zum Arbeitsplatz der Bergleute wurden lange Zeit die üblichen Förderwagen genutzt und mit Sitzbrettern oder Gurtsitzen versehen. Anfang der 1960er-Jahre konstatierte Carl Hellmut Fritzsche in seinem Lehrbuch der Bergbaukunde, dass nun in wachsendem Umfang auch Personenwagen eingeführt würden. Weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet stellten die Nutzung der Bandförderanlagen zum Transport von Personen sowie die Sessellifte dar. Die Vorlage für das gezeigte Modell eines Personenwagens bildeten vermutlich Wagen der Victor Halstrick KG aus den 1950er-Jahren.

 

Gezähewagen

 

Auch für das als Gezähe bezeichnete Werkzeug der Bergleute gibt es spezielle Wagen. Das Exemplar im hier gezeigten Prospekt der Firma Bück wurde als fahrbares Magazin mit zum Gezähe passender Inneneinrichtung sowie eingebauter oder loser, batteriebetriebener Handlampe angepriesen.

 

Langmaterialwagen

 

Für langes und sperriges Material wie Grubenholz, Ausbaubögen oder Rohre wurden Sonderwagen entwickelt. Das gezeigte Exemplar der Firma Victor Halstrick KG ist ein sogenannter Rungenwagen, dessen seitlich angebrachte Halterungen (Rungen) das Material am Herunterrutschen hindern. Die Fahrgestelle sind zueinander schwenkbar angeordnet und wirken wie Drehgestelle.

 

Sanitätswagen

 

Die Zeichnung eines Sanitätswagens aus dem Buch „Die Hygiene des Bergmanns“ von 1903 zeigt ein gefedertes Schienenfahrzeug, das den Transport von Verletzten ohne größere Erschütterungen gewährleisten sollte. Ebenso sind die einstellbaren Fuß- und Kopflehnen sowie eine Kiste für Verbandsmaterial zu erkennen.

 

Toilettenwagen

 

Die „vollbiologische Toilettenanlage für den Einsatz unter Tage“ wurde vermutlich Anfang der 1970er-Jahre von der Westfalia Dinnendahl Gröppel AG (WEDAG) entwickelt. Sie besteht aus einem Förderwagen, der als Becken dient und in dem die Fäkalien durch Mikroorganismen abgebaut werden. Eine Segeltuchverspannung am Geländer sollte als Sichtschutz dienen.

 

Die Prospekte zu den Bergbau-Spezialwagen gehören zum Bestand „Sammlung Firmenprospekte“ (montan.dok/BBA FP) und werden im Rahmen des Projekts „montan.dok 21“ erschlossen. Sie stehen zukünftig für die Objektforschung zur Verfügung.

 

01. April 2019 (Jens Brokfeld, M.A.)

 

 


Literatur

Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum 030090221001

 

Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok) beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum (BBA) FP 204/1 montan.dok/BBA FP/1390/1 montan.dok/BBA FP/1432/35

 

Boldt, Hermann: Meilensteine der Bergtechnik im Spiegel der Zeitschrift Glückauf (1965-1990), in: Glückauf 125, 1989, S. 23-52, 1417-1438 und 126, 1990, S. 63-75, 155-173.

 

Fritzsche, Carl Hellmut: Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berücksichtigung des Steinkohlenbergbaus, Berlin 1961, S. 357-370.

 

Goldmann, Hugo: Die Hygiene des Bergmannes, seine Berufskrankheiten, erste Hilfeleistung und die Wurmkrankheit, Halle 1903.